Oekoandina

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Don Armando und Doña Sebastiana haben sich mit Nachbarn zusammengeschlossen. Gemeinsam haben sie Steine geschleppt und eine Parzelle Land für die Aussaat von Hochlandkartoffeln und von Gemüse vorbereitet. Das größte Problem in dieser semiariden Hochgebirgslandschaft ist die Wasserversorgung. Doña Sebastiana erinnert sich, wie sie noch im vergangenen Jahr Eimer um Eimer Wasser aus einem entfernt gelegenen Wasserloch auf das kleine Feld geschleppt hat. Trotz aller Anstrengungen konnte sie mit dieser Methode gerade einmal ein paar Reihen Zwiebeln und Kartoffeln bewässern.

In diesem Jahr waren unter Anleitung von Technikern der Fundación EcoAndina im Rahmen des Projektes MeCoViPu (Verbesserung der Lebensbedingungen in der Puna) Schläuche zur Tröpfchenbewässerung verlegt worden. Eine kleine solarbetriebene Wasserpumpe kann das Wasser aus einem tiefergelegenen Bachlauf auf die höhergelegene Terrasse pumpen. Mit Hilfe dieser modernen, angepassten Kleintechnologien können die knappen Wasserressourcen optimal ausgenutzt und damit grössere Flächen bewässert werden.

In einem Nachbardorf konnte eine Familie im vergangenen Jahr 400 Kilo Kartoffeln auf einer kleinen Parzelle ernten, die früher ohne Tröpfchenbewässerung gerade einmal 40 Kilo hervorgebracht hat. Für dieses Ziel arbeiten auch Don Armando und Doña Sebastiana hart, sie wollen ihre Familie besser ernähren, und sie wollen weniger auf die staatlichen Unterstützungsprogramme angewiesen sein. Sollte die Ernte, wie sie erhoffen, gut ausfallen, so können sie einen Teil des Gemüses auf den lokalen “Ferias” (Märkten) gegen luftgetrocknetes Lamafleisch, gegen Mehl oder andere Artikel eintauschen.

Solare Grossküche in Emilia´s Schule

Emilia geht schon in die Schule, in die zweite Klasse der öffentlichen Grundschule am Ort. Fast genauso wichtig wie das Lesen- und Schreibenlernen ist das tägliche Mittagessen. Zwei Köchinnen kochen für die 60 Kinder der Dorfschule jeden Tag ein Essen – in gro0en Töpfen werden auf dem offenen Feuer Eintopfgerichte, Suppen und manchmal auch ein Nachtisch zubereitet. Das Schulessen ist kostenlos, jedoch müssen die Eltern für jedes Kind pro Woche ein großes Bündel Brennholz beisteuern. Emilias Vater ist mehrere Stunden unterwegs, um in den Bergen ein Bündel “Tola” von etwa 30 Kilo Gewicht zu sammeln und auf dem Rücken zur Schule zu tragen.

Doch vor kurzem hat sich einiges geändert: vor der Schulküche wurde ein großer Parabolspiegel aufgestellt, der das Sonnenlicht in einem Brennpunkt konzentriert. Die Kraft des konzentrierten Sonnenlichtes ist so stark, dass ein Stück Holz sofort in Flammen aufgeht.

Die Köchin in Emilias Schule

Der Parabolspiegel wird so ausgerichtet, dass die konzentrierten Sonnenstrahlen immer direkt auf eine speziell dafür eingerichtete Kochstelle gerichtet sind. Von den frühen Morgenstunden bis zum späten Nachmittag wird nun in der Schulküche mit der Kraft der Sonne gekocht oder heißes Wasser zubereitet. Alle im Dorf waren überrascht, dass es wirklich funktioniert und dass es genauso schnell geht wie auf der herkömmlichen Feuerstelle.

Emilias Tante, Doña Geronima, hat sogar schon einen eigenen Solarkocher im Hof vor ihrem Haus aufgestellt: einen runden Parabolspiegel auf einem drehbaren Metallgerüst.

Doña Geronima kocht Mate Tee

Darin kocht Doña Geronima nun die Eintöpfe für ihre achtköpfige Familie. Und wenn gerade nicht gekocht wird, steht immer ein Kessel mit heißem Wasser im Solarkocher. Doña Geronima hat lange überlegt, ob sie die hohen Ausgaben für einen Solarkocher wagen sollte. Doch in der letzten Zeit mußte sie immer weitere Strecken marschieren um das nötige Brennholz zu beschaffen. Früher hat sich die Familie manchmal zusätzlich eine Gaskartusche beim örtlichen Händler gekauft, doch im vergangenen Jahr haben sich die Preise für Flüssiggas verdoppelt. Dazu kommen noch die anderen notwendigen Ausgaben: vor allem Schuhe und Kleidung für die Kinder, Schulhefte, Medikamente und vieles mehr; alles ist teurer geworden, nur ihr Gehalt als Hilfskrankenschwester in der örtlichen Gesundheitsstation ist schon seit Jahren gleichgeblieben. Als ihr nun angeboten wurde, sie könne einen Parabolkocher in mehreren Raten bezahlen, da hat sie zugegriffen, und heute möchte sie ihren Solarkocher nicht mehr missen. Sie kann ihn jeden Tag benutzen, denn hier oben auf dem Altiplano, in 3.500 Metern Höhe, da scheint die Sonne das ganze Jahr und es regnet nur sehr selten.

Emilias Mutter hat zunächst nicht glauben wollen, dass man tatsächlich mit der Sonne kochen kann. Es kam ihr irgendwie ungeheuer und magisch vor, weil man keinerlei Flammen sehen konnte! Sie hat das Geschehen in Geronimas Haushalt mehrere Monate lang beobachtet. Heute denkt sie darüber nach, wann sie ihren eigenen Solarkocher kaufen kann. Vielleicht, wenn sie in diesem Jahr mehrere Lamas und Schafe in die Fleischereien der Kreisstadt verkaufen kann... auch für sie wäre ein Kauf ohne Ratenzahlung praktisch unmöglich.